Stimmen aus der Bevölkerung und der Regierung

Unter ökologischer Perspektive hat der Anbau von Ölpalmen Vor- und Nachteile . Aber welchen Stellenwert hat er aus Sicht der indonesischen Regierung und der lokalen Bevölkerung?

Ein Sprecher der indonesischen Regierung hat folgende Meinung dazu:

"Der Anbau von Ölpalmen ist für den wirtschaftlichen Aufschwung unseres Landes von enormer Bedeutung. Wir haben uns bereits in der Produktion und im Export zum Globalplayer entwickelt und wollen diese Stellung weiter ausbauen. Mit dem Export von Palmöl kommen finanzielle Mittel in unser Land von denen jeder Einzelne profitiert.
Die Produktion von Palmöl als Biokraftstoff trägt zur Entwicklung der indonesischen Wirtschaft bei, also auch zum Wohle der ländlichen Kleinbetriebe.
Auch wenn die einfache Bevölkerung die zukünftigen Chancen und Vorteile, aufgrund ihres geringen Bildungsniveaus vielleicht noch nicht begreifen kann, liegen diese doch klar auf der Hand. Die Regierung muss hier die Zügel in die Hand nehmen, im Sinne der Bevölkerung. Wir müssen die vorhandenen Flächen gewinnbringend nutzen. Gewinnen werden wir alle! Die Palmöl ist aber nicht nur ein wichtiges Exportprodukt, sondern auch für den landeseigenen Energie- und Kraftstoffbedarf von großer Bedeutung. Als nachhaltige Alternative zum Erdöl wird Palmöl künftig unsere selbstständige Energieversorgung sichern.

Zudem werden durch die Palmölindustrie Millionen Arbeitsplätze geschaffen, in einem Land in dem mehr als 30 % der Bevölkerung im erwerbsfähigem Alter arbeitslos ist. Mit der Produktion von Palmöl reduzieren wir also die Armut in unserem Land.
Für die Einwohner wie zum Beispiel dem Stamm der Dayak bauen wir Schulen. Wir geben ihnen nicht nur eine Beschäftigung auf den Plantagen, sondern auch noch die Bildung, die sie sonst nicht erhalten würden."

 

Ein Ureinwohner aus Guntur in Kalimantan, deren Bewohner dem Volk der Dayak angehört, ist folgender Meinung.

"Unser Land hat die Regierung genommen, es war unsere einzige Lebensgrundlage. Die großen Konzerne kamen vor einigen Jahren mit riesigen Bulldozern, fällten unsere Bäume und brannten den Wald nieder. Meine Familie bewirtschaftete den Wald schon seit Generationen. Die Flächen wurden von uns und unseren Vorfahren für die Forstwirtschaft nutzbar gemacht. Das Land gehört demnach uns.

Die Regierung glaubt allein über das Land bestimmen zu können, weil wir nicht über eine staatlich anerkannte Besitzurkunde verfügen. Wir mussten den Konzernen unser Land überlassen, eine andere Wahl hatten wir nicht. Man sagte uns, dass wir finanziell entschädigt werden und einen sicheren Arbeitsplatz auf der Plantage erhalten.
Auf der Plantage arbeiten wir unter menschenunwürdigen Bedingungen, werden schlecht bezahlt und haben keinerlei Rechte. Eine Bestimmung über Mindestlöhne gibt es nicht. Ein Großteil der Arbeiter ist nur als Lohnarbeiter angestellt, viele werden illegal beschäftigt. Ihnen geht es noch schlechter als uns.

Die Arbeit in den Plantagen ist sehr mühsam und auch gefährlich. Bei der Ernte der Fruchtstände kann es zu Abstürzen von den Palmen oder Verletzungen durch herabfallende Fruchstände kommen. Nicht selten passieren Unfälle mit der scharfen Sichel. Das Schlimmste ist aber, dass wir ständig giftigen Gasen ausgesetzt sind. Die eingesetzten Pestizide vergiften unsere Lungen. Aber nicht nur wir Arbeiter müssen mit der Luftbelastung leben, sondern auch die Menschen, die in der Nähe der Plantagen leben. Denn bei der Rohdung entstehen hochgiftige Rauchgase, die sich über weite Flächen verbreiten.

Immer mehr Flächen werden für den Anbau von Ölpalmen gerodet. Für uns Einwohner bleibt kaum noch landwirtschaftliche Fläche für den Anbau von Grundnahrungsmitteln. Die Lebensmittelpreise steigen ins Unermessliche. Unser Geld reicht kaum noch für das Nötigste. Ich weiß nicht mehr, wie ich meine Familie ernähren soll und so geht es den meisten Menschen hier."